"Dringlichkeit ist vielen unklar"

Die OECD Berlin hat in der vergangenen Woche zu einer digitalen Diskussion mit politischen Entscheider*innen geladen, um über das Thema Fachkräftemangel im DACH-Raum zu sprechen. Dabei hat die OECD spannende Zahlen zu Erwerbstätigkeit, Qualifizierung und Demographie präsentiert.

Am 17. Mai lud das Büro Berlin der OECD (Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung) zu einer digitalen Diskussion zum Thema „Fachkräftesicherung in unsicheren Zeiten – Strategien in Deutschland, Österreich und der Schweiz“ ein. Der demografische Wandel als Herausforderung für die Fachkräftesicherung spielte hierbei eine essenzielle Rolle.  

Auf dem Podium diskutierten Martin Kocher (Bundesminister für Arbeit und Bundesminister für Digitalisierung und Wirtschaftsstandort, Österreich), Leonie Gebers (Staatssekretärin im Bundesministerium für Arbeit und Soziales, Deutschland), Marie-Gabrielle Ineichen-Fleisch (Staatssekretärin im Staatsekretariat für Wirtschaft, Schweiz), Boris Zürcher (Leiter der Direktion für Arbeit, SECO), Gabriel Felbermayr (Direktor, Österreichisches Institut für Wirtschaftsforschung), Lutz Bellmann (Arbeitsmarktexperte am Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung, Nürnberg). 

Deutschland hinkt bei Qualifizierung und Frauenerwerbstätigkeit hinterher 

OECD-Abteilungsleiterin für Sozialpolitik Monika Queisser präsentierte einige Eckpunkte, die die Herausforderungen in puncto Fachkräftesicherung illustrierten. So wurde deutlich, dass im internationalen Vergleich in Deutschland eine besonders hohe Nachfrage an Hoch- und Mittelqualifizierten besteht. Gleichzeitig nutzen Beschäftigte weniger Qualifizierungsmaßnahmen als in den meisten anderen OECD-Ländern.  
 

Auch in puncto Frauenerwerbsquote ist das Bild durchwachsen. Zwar gehört die Frauenerwerbsquote unter den OECD-Ländern zu den höchsten, doch bei genauerem Hinschauen wird deutlich, dass es weiterhin Unterschiede zwischen den Geschlechtern gibt: Mehr als ein Drittel der beschäftigten Frauen sind in Teilzeit beschäftigt – eine der höchsten Quoten im internationalen Vergleich.  

Allerdings: In Deutschland werden ältere Beschäftigte häufiger in den Arbeitsmarkt integriert als in anderen Staaten. Staatssekretärin Leonie Gebers erklärte in diesem Zusammenhang, dass das Bundesministerium für Arbeit und Soziales einen Schwerpunkt auf psychische Gesundheit legen möchte, da noch immer zu viele Menschen aus allen Qualifikationsstufen aufgrund mentaler Belastungen aus dem Arbeitsleben scheiden.  

In allen Ländern ist der demografische Wandel angekommen 

Der österreichische Arbeitsminister Martin Kocher sowie die Schweizer Staatssekretärin Marie-Gabrielle Ineichen-Fleisch sehen den demografischen Wandel als eine der größten Hürden für die Gewinnung von Fachkräften. Sie sehen die Arbeitnehmendenfreizügigkeit als eine Lösung, um den Fachkräftemangel abzufedern. Auch die Arbeitsmigration im deutschsprachigen Raum könnte aus ihrer Sicht dazu führen, dass die Bedarfe des Arbeitsmarktes leichter gedeckt werden können.  

Leonie Gebers sieht die Qualifizierungsstrategie der Bundesregierung als essenziellen Aspekt, um den Fachkräftemangel abzufedern. „Wir werden alle Potenziale nutzen!“ erklärte die Staatssekretärin und verwies auf Frauen, Ältere, sowie Menschen mit Migrationshintergrund, die stärker in den Arbeitsmarkt integriert werden könnten. Deutschland solle sich zu einer Qualifizierungsrepublik weiterentwickeln.  

Der Ökonom Gabriel Felbermayr sieht gegenwärtig ein neues Paradigma:

Der demografische Wandel verknappt nicht nur die Arbeitskräfte, er verursacht auch eine zusätzliche Nachfrage in vielen Jobs. Diese Dringlichkeit muss erst ankommen und auch vielen Arbeitgeberverbänden und Unternehmen ist das noch nicht klar.

Für ihn bedarf es auch einen Mentalitätswandel, denn es gäbe mittlerweile keinen Pool an Arbeitssuchenden mehr, die leicht mit schlechten Arbeitsangeboten abgespeist werden könnten.  

Sowohl die politischen Entscheider*innen als auch die Ökonomen haben Demografie und Qualifizierung als entscheidende Faktoren für den Arbeitsmarkt identifiziert. Die praktischen Lösungsansätze für diese Themen bearbeitet das Demographie Netzwerk gemeinsam mit seinen Mitgliedern in einer Reihe von Austauschforen, beispielweise in den Foren “Generationenmanagement”, “Diversity & Inclusion”, “GBU Psyche” und “Qualifizierung & Digitalisierung”. Praktiker*innen und Expert*innen teilen dort ihre Strategien für diese großen Themen des Arbeitsmarktes. Schauen Sie vorbei! 

Die gesamte Diskussion des Berliner Büros der OECD können Sie HIER abrufen.  

Wir bedanken uns herzlich bei der OECD Berlin für die Freigabe der Präsentation.  

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