„Gelebte Nachhaltigkeit gegen den Fachkräftemangel“

Berlin, 24.01.2024 – Regulatorische Vorgaben können Unternehmen helfen, die nachhaltige Transformation zu meistern und sich als attraktive Arbeitgeber zu positionieren, so die Botschaft des gemeinnützigen Unternehmensnetzwerks ddn. Kürzlich rangen 197 Länder bei der 28. Conference of the Parties, COP 28, in Dubai darum, sich auf konkrete Maßnahmen zu einigen, um die globale Erwärmung zu verlangsamen.

Der UN-Klimagipfel hat einmal mehr gezeigt: Klima- und Umweltschutz im Speziellen und Nachhaltigkeit generell sind wegweisende Zukunftsthemen, die eine grundlegende Transformation der Gesellschaft erfordern und im Zuge dessen auch der Wirtschaft. „Hierzulande nehmen die meisten Unternehmen diesen Veränderungsprozess aber vor allem über eine stärkere Regulierung wahr, klagen über die zunehmenden Vorgaben auf nationaler wie EU-Ebene“, beobachtet Professor Dr. Sebastian Harrer. „Dabei sollten sie diese Transformation als grundlegende Chance begreifen, sich umfassend nachhaltig entsprechend den ESG-Kriterien aufzustellen – also mit Blick auf Umwelt- und Klimaschutz, Soziales und Unternehmensführung.“ Der Nachhaltigkeitsexperte und Vorstand des Demographie Netzwerks e. V. (ddn) in Berlin ist überzeugt: „Die Wirtschaft braucht einen Perspektivenwechsel – im eigenen Interesse. Unternehmen, die nicht nur Berichtspflichten erfüllen wollen, sondern ihre Geschäftsprozesse und -modelle bewusst stringent auf Nachhaltigkeit ausrichten, diese wirklich leben, sind zukunftsfähiger und demografiefester. Denn sie machen sich für bestehende wie potenzielle Mitarbeitende attraktiver.“ 

Im wahrsten Sinne ,nachhaltiges Employer Branding‘ zu betreiben, sei in Zeiten eines Arbeitnehmermarktes und des Fachkräftemangels ein Schlüsselfaktor. „Beschäftigte und Bewerber*innen legen immer mehr Wert auf eine sinnstiftende Tätigkeit in einem ökologisch wie sozial nachhaltig agierenden Unternehmen“, so Harrer. Auch bei der Stellensuche spielt Nachhaltigkeit zunehmend eine wichtige Rolle, wie eine aktuelle Befragung der Recruiting Plattform The Stepstone Group unter 1000 Personen in Deutschland zeigt: Sechs von zehn Befragten (58 Prozent) gaben demnach an, im Falle eines Jobwechsels gezielt nach Stellen bei nachhaltigen Unternehmen zu suchen – das sind gut zehn Prozent mehr als noch bei der Umfrage 2019 (47 Prozent). Mehr als jede*r Dritte (38 Prozent) wäre bereit, bei einem nachhaltigen Arbeitgeber ein Gehalt unter dem Marktdurchschnitt zu akzeptieren. 

Tatsächlich hat sich die wichtigste Quelle unternehmerischer Wertschöpfung längst von den materiellen zu den immateriellen Vermögenswerten verlagert, zu denen auch das „Humankapital“ zählt. Einer Studie der Harvard Business Review zufolge, die sich mit den 500 größten amerikanischen börsennotierten Unternehmen beschäftigt hat, setzt sich der Marktwert dieser Unternehmen heute nur noch zu 16 Prozent aus materiellen Vermögenswerten zusammen – im Jahr 1975 waren es noch 83 Prozent. Die restlichen 84 Prozent entfallen auf immaterielle. Zunehmend sind es also vor allem die kreativen Köpfe im Unternehmen, die maßgeblich an der Wertschöpfung eines Unternehmens beteiligt sind, über dessen Zukunftsperspektiven mitentscheiden.  

Wer sie finden und binden will, müsse glaubhaft nachhaltig aufgestellt sein, in der gesamten Organisation außer dem E auch das S und das G von ESG berücksichtigen, betont Nachhaltigkeitsexperte Harrer. „Es kann zum Beispiel nicht sein, dass ein Unternehmen mit flachen Hierarchien und genderneutraler Bezahlung wirbt, aber in der Realität läuft alles steil hierarchisch ab und es herrscht keine Vergütungsgerechtigkeit zwischen Männern und Frauen“. Nicht nur jüngere High Potentials kehrten Unternehmen, die derart unglaubwürdig handelten, kurzerhand den Rücken. Harrers eindringlicher Rat: „Nachhaltiges Denken muss auch im Top-Management kulturell verankert sein.“ Die ESG Ziele seien als transformative Aufgabe zu verstehen und als Impuls, Veränderungen in der Führung und der Arbeitsorganisation anzustoßen. „Und das Management muss sich bewusst sein, dass es Teil dieser Veränderungen ist.“  

Bei der Umsetzung von ESG könnten die Mitte Juli veröffentlichten European Sustainability Reporting Standards (ESRS) den Unternehmen als Transformationshilfe dienen, die viele Betriebe wegen der umfangreichern Dokumentationspflichten bisher eher als Belastung betrachten. Sie konkretisieren die Richtlinie zur Nachhaltigkeitsberichterstattung. Harrer „Über die ESRS werden die Haltung und Aktivitäten nicht nur transparent, sondern auch kontinuierlich weiterentwickelt. Das wirkt positiv auf das gesamte Unternehmen und somit auf seine Attraktivität als Arbeitgeber. Mit gelebter Nachhaltigkeit findet ein Unternehmen leichter Mitarbeitende und diese bleiben ihm länger treu.“ Start-ups bewiesen immer wieder, dass es möglich ist, Geschäftsmodelle grundlegend nachhaltig auszurichten. „Und es wäre fahrlässig, wenn etablierte Unternehmen diese disruptive Veränderungen scheuten.“  

Das Demographie Netzwerk e.V. organisiert ab Februar 2024 ein Online-Kompaktseminar zu „Nachhaltigkeit im Personalmanagement“. In drei Sessions beleuchtet ddn-Experte Sebastian Harrer verschiedene innovative Ansätze von People Sustainability: Nachhaltigkeit als Business Case, DIE im Employee Management sowie Inklusive Führung.  


Infos und Anmeldung unter: Kompaktforum "People Sustainability" mit Sebastian Harrer 

Über Das Demographie Netzwerk e.V. (ddn): Das Demographie Netzwerk e. V. (ddn) ist ein gemeinnütziges Netzwerk von Unternehmen und Institutionen, die den demographischen Wandel als Chance begreifen und aktiv gestalten wollen. ddn wurde 2006 auf Initiative des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales und im Kontext der Initiative neue Qualität der Arbeit (INQA) gegründet. Die Mitglieder engagieren sich mit dem Anspruch „gemeinsam Wirken“ und in kollaborativer Zusammenarbeit. In regionalen und überregionalen Foren, in digitalen und persönlichen Treffen bearbeitet das Netzwerk Themen wie Qualifizierung, Digitalisierung, Führung und Diversity. ddn initiiert, leitet und unterstützt Förder- und Forschungsprojekte zu seinen Themen. Seit 2020 verleiht ddn den Deutschen Demografie Preis ddp.

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