25 Projekte für den Deutschen Demografie Preis nominiert

Wie kann Arbeit gesund, flexibel und offen für unterschiedliche Lebenswirklichkeiten gestaltet werden? Wie sind menschenwürdige Pflege und gesellschaftliche Teilhabe im Alter trotz fehlender Fachkräfte möglich? Wie lassen sich gemeinsame Ressourcen effizienter nutzen? Auf diese Fragen finden die Einreichungen für den Deutschen Demografie Preis 2022 Antworten. Einige der 101 eingereichten Projekte überzeugen besonders durch ihre nachahmenswerten, innovativen Konzepte. Eine unabhängige Fachjury hat 25 Initiativen, Netzwerke und Unternehmen für den Deutschen Demografie Preis 2022 nominiert.

„Wir sind positiv überrascht – nicht nur von der Zahl der Einreichungen. Wobei 101 Projekte unsere Erwartungen deutlich übertroffen haben. Denn diese Zahl ist vor allem nach der Coronazeit ein höchst erfreuliches Zeichen. Daran sehen wir: Unternehmen, Netzwerke und Initiativen setzen sich intensiv mit dem demografischen Wandel auseinander und finden kreative Lösungen. Noch mehr beeindruckt uns aber, dass die Projekte genau die Herausforderungen adressieren, denen wir uns alle durch die Veränderungen in Gesellschaft und Arbeitswelt gegenübersehen: Fachkräftemangel, vor allem in der Pflege, soziale Teilhabe über Generationen hinweg, Integration von Geflüchteten, Altersdiversität in Unternehmen, der Ausstieg aus dem Vollzeit-Erwerbsleben – um einige zentrale Themen zu nennen, die sich durch viele Einreichungen ziehen“, sagt Martina Schmeink, geschäftsführendes Vorstandsmitglied des Demographie Netzwerks, das den Preis in Kooperation mit Deutsche Bahn, ING, DEVK, Diversity Lab, Siemens, ZEIT Akademie, BAHN-BKK, EY, nextpractice und R+V Versicherung verleiht. 

Unconference: digitales Konferenzformat mit interaktiven Workshops

Die Verleihung des Deutschen Demografie Preises 2022 findet am 28. Juni im Palais der Berliner Kulturbrauerei statt. Der festlichen Gala voran geht eine digitale Unconference am 23. Juni. Das von der ZEIT Akademie entwickelte Format bietet online die Möglichkeit, sich über die Themen des Preises auszutauschen und mit Expert*innen aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik zu vernetzen. Durch den interaktiven Charakter der Unconference erhalten alle Teilnehmenden die Möglichkeit, sich aktiv mit ihren Ideen zu beteiligen. Dazu gestalten die Initiator*innen und Partner*innen des Preises gemeinsam mit Nominierten und Mitgliedern der Jury acht Workshops, die sich inhaltlich an den Kategorien des Preises orientieren: Digitalisierung, Diversity, Gemeinsam wirken, Lernen, Nachhaltigkeit, New Work, soziale Sicherheit und Gesundheit. Alle Teilnehmenden haben die Möglichkeit, während der Veranstaltung zwischen den Sessions zu wechseln.
„Wir bieten mit diesem digitalen Format eine einzigartige Möglichkeit, Expert*innen und Praktiker*innen unterschiedlichster Felder zusammenzubringen und neue, zukunftsweisende Ideen zu generieren, wie wir mit den aktuellen gesellschaftlichen Herausforderungen umgehen“, sagt Birthe Kretschmer, Geschäftsführerin der ZEIT Akademie.

Tickets für die digitale Unconference sind erhältlich auf www.deutscher-demografie-preis.de.
 

Nominiert für den Deutschen Demografie Preis 2022 sind: 

Kategorie „Chancen der Digitalisierung“

AF1 GmbH: „AgeForce1 – Ihr Ruhestands-Navi“

„AgeForce1“ ist ein digitales Coaching-Angebot, das sich an die Babyboomer-Generation richtet, die demnächst in den Ruhestand geht, und Menschen, die seit kurzem in Rente sind. Das Coaching ermöglicht es, die neue Lebensphase selbstbestimmt zu entwerfen, und macht den Ruhestand als aktiven, planbaren und wertschöpfenden Lebensabschnitt sichtbar.

Brygge GmbH: „Brygge“

„Brygge“ ist eine Web-App und Open-Banking-„Brücke“ zu jeder Bank, die älteren Menschen ein intuitives, personalisiertes Online-Banking ermöglicht. Gleichzeitig bietet „Brygge Banking“ Mehrwerte durch datenbasiertes, unabhängiges Finanzwissen für den Alltag und den Ruhestand als finanziellen Neuanfang.

Spielecafé der Generationen – Jung und Alt spielt e.V.: „spielend digital“

Das Projekt schult Senior*innen darin, Videokonferenztools für Gesellschaftsspiele zu nutzen, und veranstaltet regelmäßig Spieleabende. Dazu hat der ehrenamtliche Verein barrierefreies Material zur Regelerklärung entwickelt und ermöglicht es, Menschen unabhängig ihres Alters und ihrer Fähigkeiten online in Kontakt zu bleiben.

Kategorie „Gelebte Diversity“

Wir für Zukunft e.G.: „Brand New Bundestag“

Das Projekt setzt sich für eine größere Diversität der politischen Landschaft ein und qualifiziert und unterstützt unterrepräsentierte Menschen – zum Beispiel aus Ost-Deutschland, mit Migrationsbezug, Nicht-Akademiker*innen und Frauen – dabei, in politische Ämter gewählt zu werden.

hr_integrate e.V.: „hr_integrate – Helping Refugees Integrate“

Das Projekt unterstützt Geflüchtete bei der Suche nach einer qualifikationsentsprechenden Arbeit, einer Ausbildung oder einem Studium in Deutschland, indem es Personal-manager*innen und Geflüchtete „matcht“ und zusammenbringt.

Hochschule für Gesundheit Bochum: „Stadtteillabor Bochum“

Das Projekt verändert Ungleichheit erzeugende Verhältnisse in einem migrantischen Stadtteil in Bochum. Dazu setzt es auf den Community-Forscher*innen-Ansatz – eine Forschungsmethode, auf deren Basis neues, interventionsgekoppeltes Wissen mit und für migrantische Communities geschaffen wird, und entwickelt bedarfsgerechte Interventionen. 

Kategorie „Gemeinsam wirken – Bündnisse schmieden“

Entwicklungsgesellschaft Niederschlesische Oberlausitz: „Lausitz Vital“

Ziel des Projektes ist ein ganzheitlicher Ansatz für eine Modellregion der Gesundheitswirtschaft, Gesundheitswissenschaft und Pflege in der Lausitz. Dafür vernetzt es Pflegeeinrichtungen, Kliniken, Vereine, Hochschulen, Unternehmen und Behörden, um die medizinische Versorgung, Forschung, Produktentwicklung und Pflege voranzubringen.

Stadt Oldenburg: „#MehrÄlterBunter – Umsetzung der Oldenburger Demografiestrategie“

Vision des Projekts ist die co-kreative, gemeinsam gestaltete Stadt, die in mehreren Formaten umgesetzt wird: Themen-Picknicks2030, Projektwerkstätten, Lotsen-Team, Utkiek (plattdeutsch für Ausschau halten), Viertelraum, Bürger-TV, Digitales Bildungszentrum.

Konsortium Ageing Smart, TU Kaiserslautern, DFKI, Fraunhofer IESE: „Ageing Smart – Räume intelligent gestalten“

Ziel des Projekts ist es, räumliche Planungen in Kommunen zu verbessern, um die Lebensqualität, Selbstbestimmung und aktive Partizipation der Babyboomer zu fördern. Dafür führt das Konsortium soziale und räumliche Informationen zusammen, die mithilfe von mathematischer Modellierung und Künstlicher Intelligenz Entscheidungsträger*innen bei der Planung von Infrastrukturen und Angeboten unterstützen.

Curatorium Altern gestalten: Netzwerk- und Kompetenzzentrum „Warmstart ins aktive Alter"

Das Netzwerk- und Kompetenzzentrum „Warmstart ins aktive Alter“ ist ein Kooperations-projekt unter anderem mit „Nürnberg engagiert“, Seniorenamt, Zentrum Aktiver Bürger und dem Curatorium Altern gestalten, das analoge und digitale Unterstützungs-, Beratungs- und Bildungsangebote entwickelt. 

Kategorie „Lernen als Erfolgsfaktor“

proud to care e.V.: “azubi:web”

„azubi:web“ begleitet Auszubildende und Ausbilder*innen durch den Ausbildungsalltag in der Pflege. Angefangen vom digitalen Berichtsheft bis zur spielerischen Wissensvermittlung durch Quizz- und Duellfunktionen bringt das digitale Angebot Spaß für die Auszubildenden, Zeitersparnis für Ausbilder*innen und Recruitmentvorteile für Unternehmen.

OER Camps: “OERcamp SummOERschool 2020/2021”

Die “OERcamp SummOERschool 2020/2021” erstellt und verbreitet digitale, frei zugängliche Lehr-Lern-Materialien (Open Educational Resources; OER). Zwölf Onlinekurse und 167 Webvideos zur freien Nutzung und offenen Weiternutzung in anderen Bildungsangeboten sind bereits entstanden, die die Vernetzung, Zusammenarbeit und Kultur des Teilens unter Lehrenden fördern.

JuniorJob: „JuniorJob“

„JuniorJob“ ist eine App, die Jugendliche auf Praktikums- und Nebenjobsuche mit Unternehmen zusammenbringt. Das digitale Angebot ermöglicht die frühzeitige Berufsbildung durch praktische Berufserfahrung und hilft Schüler*innen, unabhängig ihrer sozialen Herkunft, Arbeitserfahrung zu sammeln und nachhaltige Berufsentscheidungen zu treffen.

Kategorie „Nachhaltigkeit, ernst genommen“

Hey, Alter!: „Hey, Alter! Alte Rechner für junge Leute“

Das Projekt verteilt Computer, die in Unternehmen nicht mehr gebraucht werden, an Schüler*innen, die keine eigenen Rechner haben. Damit hat die Initiative unter dem Claim „Hey, Alter!“ ein neues solidarisches und nachhaltiges Prinzip der unbürokratischen Weitergabe digitaler Endgeräte ins Leben gerufen.

Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin: „SpreeX – Reallabor für Klimakompetenz“

Das Projekt animiert Studierende, Schüler*innen, Lehrende und Senior*innen dazu, gemeinsam Ideen zu entwickeln und umzusetzen, wie Flächen und Energie an Bildungseinrichtungen effizienter genutzt werden können.

Deutsche Schreberjugend Bundesverband: „CARBONARA“

Das Projekt stattet Kleingartenanlagen mit Pyrolyseöfen aus, die Gehölzschnitt, der ansonsten teuer und umweltunfreundlich entsorgt werden muss, in Pflanzenkohle umwandeln. Dadurch wird der Atmosphäre CO2 entnommen und ein Substrat erzeugt, das die Erträge im Garten steigert.

Kategorie „New Work, zum Leben erweckt“

BRAIN-HR - Dr. Franz Hütter: „NET OF BRAINS Community“

Die „NET OF BRAINS Community“ schafft mithilfe des Design-Thinking-Prinzips einen Inkubationsraum für neue Lernformate, durch die Future Skills wie Komplexitätsverarbeitung und selbstorganisierte Lernfähigkeit auf breiter Basis entwickelt werden.

SRH Berlin University of Applied Sciences: „Too Old for New Work? Die Untersuchung von Altersstereotypen in der modernen Arbeitswelt“

Das Dissertationsprojekt untersucht Altersstereotype im Bereich New Work und hat dafür ein eigenes Instrument zur Erfassung von unbewussten Altersstereotypen entwickelt. Die Arbeit weist darauf hin, dass New Work keine Frage des Alters, sondern der Haltung ist, und ebnet den Weg für altersgerechte New-Work-Transformationen.

DMK Group: „Hybrides Arbeiten – Individuelle Lösungen für ein gemeinsames Ziel“

Das Projekt gibt eine Antwort darauf, wie man neue Arbeitsprozesse institutionalisieren und für Mitarbeitende rechtssicher Flexibilität schaffen kann, ohne die Komplexität im Unternehmen zu steigern. Statt eine starre Form zu schaffen, die für alle gilt, definiert es einen Zielzustand für das Unternehmen – ein Ansatz, der sich auf viele Branchen übertragen lässt.

Kategorie „Soziale Sicherheit mit Zukunft“

Initiative für wirtschaftliche Jugendbildung Kassel gGmbH: „Zukunftstag Deutschland“

Der Zukunftstag vermittelt Schüler*innen Grundlagenwissen in den Bereichen Steuern, Finanzen, Wohnen und Krankenversicherung. Unabhängig von ihrem Hintergrund werden Jugendliche auf den Start ins Erwachsenenleben vorbereitet und zu den Themen Rente und Altersarmut aufgeklärt.

edding AG, Legamaster GmbH: „Nachhaltiges Generationenmanagement – mittendrin – kurz davor – ganz nah dran – und darüber hinaus...“

Das Projekt erfasst in qualitativen Interviews die Tätigkeit der edding Mitarbeitenden im letzten Drittel ihres Berufslebens mit allen Stärken und Potenzialen, Wünschen und Bedürfnissen, auch beim Übergang in die nachberufliche Phase. Dadurch wird die Bereitschaft zur Weiterarbeit nach Renteneintritt gefördert, Transparenz und soziale Sicherheit geschaffen.

Hospital zum Heiligen Geist: „ExerCube+“ – Mehr Interaktion, Motivation und Lebensfreude im Hospital zum Heiligen Geist

„ExerCube+“ bietet eFitness für Senior*innen und damit die Möglichkeit, gesund zu altern. Der Mix aus digitalen Reha- und Gaming-Plattform-Elementen fördert Bewegung und Mobilität.

Kategorie „Vorbildlich bei Gesundheit“

Berlin Recycling GmbH: „KI basierte Tourenplanung für verbesserte Mitarbeitergesundheit und Nachhaltigkeit im Straßenverkehr MVP“

Ziel des Projekts ist es, die Gesunderhaltung des Entsorgungsfahrpersonals durch ein KI-basiertes Tourenmatching zu fördern. Dafür hat die Berlin Recycling GmbH ein maschinell lernendes Modell entwickelt, das die Zufriedenheit der Fahrer mit den ihnen zugeteilten Touren erhöht.

Gesellschaft für Gemeinsinn e.V.: „QuartierPflege – Pflege in vertrauter Nachbarschaft – Start Social Stipendiat 2020“

Das Projekt bindet Nachbar*innen in die Pflege mit ein, um den Fachkräftemangel so abzumildern, dass eine flächendeckende pflegerische Grundversorgung garantiert ist. Dafür kooperiert die Gesellschaft für Gemeinsinn mit Wohlfahrtsorganisationen, Kirchen und Pflegekassen und bietet wohnortnahe Beratung und Begleitung.

Zukunft Pflegebauernhof: Zukunft Pflegebauernhof

Das Projekt bietet Senior*innen mit und ohne Pflegebedarf einen sinnstiftenden Lebensort, an dem sie selbstwirksam und verbunden mit Tieren und Landwirtschaft leben. Gleichzeitig rettet das Projekt kleine Landwirtschaften und schafft würdevolle Arbeitsplätze für Pflegekräfte.

Sonderpreis „NextPractice“

Bei der Preisverleihung am 28. Juni 2022 wird darüber hinaus ein Sonderpreis vergeben, der die überraschendste Idee im Umgang mit dem demografischen Wandel auszeichnet.