Im Austauschforum Sozialwirtschaft widmen wir uns Fragen, die die gesellschaftlichen Alterungsprozesse an soziale Organisationen stellen. Sich ändernde generative Lebenslagen erhöhen die Nachfrage nach sozialen Dienstleistungen bei gleichzeitiger personeller und finanzieller Mangelsituation. Alternde Belegschaften, multiple Vereinbarkeitsaufgaben, Attraktivität für den Fachkräftenachwuchs und Mitarbeitendenorientierung – eine funktionierende Sozialwirtschaft ist unabdingbar für die Bewältigung der Herausforderungen des Demografischen Wandels. Die Sozialwirtschaft trägt die Gestaltungsaufgabe im wachsenden Markt „Gesundheit und Pflege“ maßgeblich mit, ist zugleich aber von den anstehenden Veränderungen besonders betroffen.
Rahmenbedingungen für eine gute Beschäftigungsqualität in unterschiedlichen Lebensphasen
Chancen der Digitalisierung für soziale Berufe
Transformationsprozesse als ganzheitliche Strategie
Ideen einer erfolgreichen Personalgewinnung und -bindung
zeitgemäße Führung und Organisationsentwicklung in der Sozialwirtschaft
Neben solch grundsätzlicheren Fragestellungen können aber gleichermaßen tagesaktuelle Themen in den Einrichtungen Diskussionsgegenstand sein. Wir freuen uns Sie, Ihre Themen und Fragen kennenzulernen!
28. 6.2021
Warm-Up Session:
Digitale Transformationsprozesse in der Sozialwirtschaft/Pflege
Vorstellung des Projekts Digital Companion
Dr. Frank Eierdanz, Institut für Technologie und Arbeit
Wie können digitale Transformationsprozesse in der Sozialwirtschaft und insbesondere der Pflegebranche gelingen? Welche Chancen und welche Herausforderungen sehen Sie bei der Einführung digitaler Technologien in Ihrer Organisation? Wie können Mitarbeitende in Veränderungsprozesse einbezogen werden? Welche Auswirkungen haben neue Technologien für Klient*innen und die Arbeitsabläufe?
Dr. Frank Eierdanz vom Institut für Technologie und Arbeit und u. a. Mitherausgeber der Publikation „Digitalisierung in der Pflege“, gibt zu dem Thema in einem Impuls Einblicke in das Projekt „Digital Companion“. In dem Projekt wird ein KI-gestützter Assistenz entwickelt, der Pflegeeinrichtungen im Digitalisierungsprozess unterstützen soll.
21.9.2021
Zeitfresser in der Pflege – Können digitale Assistenten und Prozessautomatisierung sie minimieren?
Vorab: die Lesedauer dieses Textes beträgt etwa 2 Minuten. Wir wollen über Zeit reden – genauer genommen über „Zeitfresser“ in der Pflege. Welche von ihnen lassen sich straffen oder loswerden, welche sind vielleicht wertvoll? Zeit investieren, um über „Zeitfresser“ und den Umgang mit ihnen zu reden? Klingt vielleicht paradox. Doch zur Lösung eines Problems gehört auch dessen Betrachtung.
Für die Dauer pflegerischer Tätigkeiten gibt es minutiöse Richtwerte: Kämmen der Haare 1 – 3 Minuten, Duschen 15 – 20 Minuten, Ankleiden 8 – 10 Minuten, Umlagern 1 – 2 Minuten. Körpernahe Leistungen und der zwischenmenschliche Kontakt im Allgemeinen, sind es, die der Pflege ihren sinnstiftenden, sozialen Charakter verleihen. Zwar existieren diverse Vorstöße zur Entlastung der Pflegekräfte in dem Bereich, doch bei der unmittelbaren Arbeit an Klient*innen gerät das zeitliche Einsparpotenzial durch digitale Assistenten auch an Grenzen. Dies wird vermutlich im Sinne vieler Klient*innen und Pflegekräfte sein, denn die Empathiefähigkeit der „Arbeitskraft Mensch“ lässt sich nach derzeitigem Stand noch nicht zufriedenstellend programmieren. Anders sieht es bei zeitintensiven Aufgaben im administrativen Bereich wie etwa der Pflegedokumentation, aber auch Routinetätigkeiten wie dem Essens- und Wäschetransport auf der Station oder bei ambulanten Diensten der An- und Abreise aus.
Verbessertes Zeitmanagement – sei es durch Prozessautomatisierung oder digitale Assistenzsysteme – wird die Herausforderungen, die eine sich zuspitzende demographische Entwicklung und der Pflegenotstand an Politik und Gesellschaft stellen, allein nicht lösen können. Als ein Baustein ist es aber unter den Bedingungen schlichte Notwendigkeit. Die Frage, mit welchem Ziel Abläufe optimiert und Technologien eingesetzt werden, darf dabei jedoch nicht in den Hintergrund geraten. Was geschieht mit der „gewonnenen Zeit“? Dies ist eine weiterführende Fragestellung. Drehen wir also die Uhr noch einmal zurück. Wir werden Projekte kennenlernen, die sich mit der Rückgewinnung der „verlorenen Zeit“ befassen.
Impuls I
Spracherkennung und -steuerung in der Altenpflegedokumentation Bericht aus dem Projekt „Sprint Doku“: Aus der Praxis für die Praxis.
Robert Hirtes (Diakonie Ruhr)
Alexander Schmidt (HFH – Hamburger Fern-Hochschule gGmbH)
Impuls II
Software-Roboter assistierte Prozessautomatisierung
Potenziale für Effizienzsteigerung und Entlastung von Ärzten und Pflegekräften bei administrativen Routinetätigkeiten
Vorstellung des Use-Cases „Klinikum Aschaffenburg“
Rudolf Kergaßner, Servicetrace GmbH
Impuls III
Die vernetzte Pflegeeinrichtung
Ein Praxisbericht über Chancen und Stolpersteine bei der Einführung sowie Nutzung digitaler Technologien
Michaer Wehner, Seniorenheim & Tagespflege am Saaleufer
15.2.2022
Wie viel Staat braucht Innovation?
Sind gesetzliche Vorgaben ein wirksames Instrument, um Digitalisierungsrückständen entgegenzuwirken oder können sie gar Treiber von Innovationen sein?
Bis Ende 2022 sollen im Zuge des Onlinezugangsgesetzes (OZG) 575 Verwaltungsleistungen von Bund, Ländern und Kommunen online angeboten werden. Eine schnellere, effizientere und nutzerfreundlichere Interaktion zwischen Bürgerinnen, Bürgern und Unternehmen steht im Zentrum des Projektes. Bei den Gesundheitsleistungen sind in der Umsetzung auch die Wohlfahrtsverbände gefragt. Welche Maßnahmen müssen Akteure der Sozialwirtschaft im Zuge des OZG ergreifen? Wo liegen Chancen und mögliche Hürden bei der Umsetzung?
Impuls
Über die Umsetzung des Onlinezugangsgesetzes in der Sozialwirtschaft
Dr. Karolin Hartmann,
Verbandsjuristin und Geschäftsführerin für den Bereich Digitalisierung Caritasverband der Diözese Rottenburg-Stuttgart e.V.
12.5.2022
Rekrutierungsstrategien in der Pflege
Warm-Up mit Waltraud Kannen,
Geschäftsführerin der Sozialstation Breisgau in Bad Krozingen, Trägerin des Bundesverdienstkreuzes und „Übermorgenmacherin“ wegen ihres Engagements in der Pflege
Impuls I
Vorstellung einer Marktstudie zu daten- und KI-basierten Tools für das Recruiting in der Sozialwirtschaft
Julia Härle
Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation IAO
Das Bewerbungsmanagement hat durch die Digitalisierung einen drastischen Wandel vollzogen in den vergangenen zehn Jahren. Bei dem Fachkräftemangel in der Pflegebranche, aber auch in anderen Bereichen der Sozialwirtschaft, ist die gezielte Nutzung von Recruitingtools ein entscheidender Wettbewerbsvorteil. Von der Aufmerksamkeitserregung bis hin zum Einstellungsgespräch werden im Recruiting unterschiedliche Stufen durchlaufen. Softwarelösungen bieten an verschiedenen Stellen des Recruitingprozesses Mehrwerte, sei es bei der zentralen datenbasierten Steuerung oder bei der Unterstützung einzelner Recruitingaufgaben. Welche Ansatzpunkte für daten- und KI-basierte Tools existieren derzeit zur Unterstützung? Anhand von Angebotssteckbriefen werden in der Marktstudie unterschiedliche Tools und ihre Funktionalitäten vorgestellt und optional mit einem Referenz-Case aus der Sozialwirtschaft für die Praxis übertragbar gemacht.
Impuls II
Digitales Recruiting in der Sozialwirtschaft: Entwicklung einer Arbeitgebermarke und digitalen Recruiting-Strategie am Beispiel des Use-Cases „Ulmer Pflege- und Betreuungsdienst Sozialagentur Konkret“
Giovanni Bruno
Geschäftsführer der Berliner Agentur fokus digital GmbH
Thomas Laskowski
Inhaber des Ulmer Pflege- und Betreuungsdienstes Sozialagentur Konkret
Das Bewerbungsmanagement hat durch die Digitalisierung einen drastischen Wandel vollzogen in den vergangenen zehn Jahren. Bei dem Fachkräftemangel in der Pflegebranche, aber auch in anderen Bereichen der Sozialwirtschaft, ist die gezielte Nutzung von Recruitingtools ein entscheidender Wettbewerbsvorteil. Von der Aufmerksamkeitserregung bis hin zum Einstellungsgespräch werden im Recruiting unterschiedliche Stufen durchlaufen. Softwarelösungen bieten an verschiedenen Stellen des Recruitingprozesses Mehrwerte, sei es bei der zentralen datenbasierten Steuerung oder bei der Unterstützung einzelner Recruitingaufgaben. Welche Ansatzpunkte für daten- und KI-basierte Tools existieren derzeit zur Unterstützung? Anhand von Angebotssteckbriefen werden in der Marktstudie unterschiedliche Tools und ihre Funktionalitäten vorgestellt und optional mit einem Referenz-Case aus der Sozialwirtschaft für die Praxis übertragbar gemacht.
9.6.2022
Vernetzen und Kooperieren in der Pflege
Ganz im Zeichen des Gemeinsamen Wirkens, stellt das Austauschforum Sozialwirtschaft drei spannende Projekte vor, die auf unterschiedliche Weise Ansätze bieten, um die gesamtgesellschaftliche Herausforderung der Versorgung unserer alternden Bevölkerung zu lösen.
Impuls I
KOPA_UM – Kooperative Pflegearbeit in der Uckermark
Dr. Thomas Hartmann
Projektleiter vom Uckermärkischen Regionalverbund e.V.
Fachkräfte zu binden und neue Arbeitskräfte zu finden, zählt für die Pflegedienste und Pflegeeinrichtungen zu den größten Herausforderungen in den nächsten Jahren. Um den pflegerischen Versorgungsnotstand zu bewältigen, sind neue Formen der Organisation von Arbeit gefragt. Doch wie lassen sich durch Kooperationen Fachkräfte- und neue Arbeitskräftepotenziale erschließen? Welche Strukturen braucht es in den Regionen für ein regionales Fachkräftemanagement in der Pflege? Dr. Thomas Hartmann hat über den regionalen Tellerrand geblickt und anhand des französischen Modells der Arbeitgeberzusammenschlüsse konkrete Handlungsvorschläge entwickelt und in einer Machbarkeitsstudie zusammengetragen.
Impuls II
Emder Pflegegenossenschaft
Ute Tobias
Initiatorin Emder Pflegegenossenschaft
Damit Pflegekräfte ihren Beruf gern und lang ausüben, sind gute Arbeitsbedingungen ein Schlüsselfaktor. In der Emder Pflegegenossenschaft finden Pflegekräfte, Pflegebedürftige und Menschen, die sich mit dem Thema befassen, zusammen, um Unterstützungsangebote zu organisieren. Getreu dem Prinzip der Selbstorganisation und Selbstführung bietet die Emder Pflegegenossenschaft Dienstleistungen an, die sich an den Bedürfnissen der Mitglieder orientieren. Dabei agieren sie ohne hierarchische Strukturen und wollen die Genossenschaft nutzen, um sich von gewinnorientierten, marktwirtschaftlichen Grundsätzen zu entkoppeln. Vergangenes Jahr wurden sie dafür mit dem Deutschen Demografie Preis ausgezeichnet. Wir sind gespannt zu erfahren, wie sich das Projekt weiterentwickelt hat!
Impuls III
Netzwerk „Lausitz Vital“
Annabell Krause
Projektmanagement Entwicklungsgesellschaft Niederschlesische Oberlausitz mbH
Bei Betrachtung der regionalen Altersstruktur in Deutschland ist die Grenze zwischen Ost und West sowie Stadt und Land klar sichtbar. Die Folgen des Demografischen Wandels sind bundesweit spürbar – von der Überalterung der Bevölkerung sind die ländlichen Regionen der neuen Bundesländer am stärksten betroffen. Diesen Rahmenbedingungen Rechnung tragend, verfolgen die Initiator*innen des Netzwerks „Lausitz Vital“ das anspruchsvolle Ziel, Modellregion in der Gesundheitsversorgung zu werden. Sie bringen Akteure der Pflege, Gesundheitswirtschaft und -wissenschaft an einen Tisch, um Partnerschaften zu etablieren – mit Erfolg: In kürzester Zeit wuchs das regionale Netzwerk auf ca. 50 Akteure. Ihr Projekt wurde dieses Jahr mit dem Deutschen Demografie Preis in der Kategorie Gemeinsam Wirken – Bündnisse schmieden ausgezeichnet. Annabell Krause wird uns in der Session verraten, welche Bündnisse in Lausitz geschmiedet werden.
Prof. Dr. Berthold Dietz
Leiter des Masterstudiengangs Sozialmanagement an der Evangelischen Hochschule Freiburg
Nickolas Woods
Austauschforum Sozialwirtschaft
Organisation
Tel.: +49 30 72621 393-5
E-Mail: woods@ddn-netzwerk.de
Dauer, Turnus
Reguläre Online-Meetings (quartalsweise) mit einer Dauer von anderthalb Stunden, insgesamt 6 bis 8 Treffen über zwei Jahre.
Durchführung
Kontinuierliche Moderation und Austausch als Videokonferenz über Microsoft Teams
Zielgruppe
Personen aus Unternehmen und Organisationen der Sozialwirtschaft (mit besonderem Fokus auf Pflege)
Ziel
Kollegialer Austausch zu Themen, die von Teilnehmenden selbst eingebracht werden, um individuelles Know-how zu erwerben oder konkrete Lösungen zu erarbeiten
Methode
Inhaltlicher Austausch bei hoher Aktivierung (vergleichbar mit Ansatz d. Kollegialen Beratung oder Mastermind-Gruppen)
Start
Die erste Session fand im Sommer 2021 statt. Die Teilnahme an kommenden Sessions ist weiterhin möglich.
Abschluss
Die Form des Abschlusses wird von der Gruppe bestimmt. (z. B. Präsentation von Ergebnissen in Papers, Publikationen, Workshops, o. ä.)